Vogelkunde - Wissenswertes zu meinen Vogelpostkarten

Als ich nach und nach meine Vogelkunde-Postkarten gemalt habe, kam mir die Idee, alles, was ich Interessantes zu meinen Federfreunden weiß hier  zusammen zu tragen. Wenn du also kurz und knackig etwas mehr zu den einzelnen Vögeln wissen möchtest, bist du an dieser Stelle richtig. Nach und nach werde ich bei Gelegenheit hinzufügen, was ich neues Erfahren habe und für Wissenswert halte.

 Ich freue mich auch, wenn du besonders Interessantes zum Ergänzen für mich hast. Melde dich einfach unter marina@imi-malt.de


Die Amsel

Die Amsel war eigentlich mal ein scheuer Vogel, den man nur in den Wäldern begegnen konnte, wo sie schnell und alarmierend sofort die Flucht ergriff, wenn man sich näherte. Kaum zu glauben, denn heute zählt sie zu den bekanntesten Vögeln in unseren Gärten und zeigt sich alles andere als Scheu. Sogar Amselnester lassen sich oftmals unweit von Fenstern, Balkonen und Terrassen entdecken. Vor allen dort, wo z.B. Efeu an einer Hauswand ideale Bedingungen bietet, fühlt sie sich wohl und genießt die Fütterung durch den Menschen, erfreut sich an reichlich Beeren an Büschen und Sträuchern und hüpft in der warmen Jahreszeit eifrig über den Rasen, um ein paar Regenwürmer zu erwischen. Kein wunder ist die Amsel mein häufigster Gartenbewohner. Zu Fütterungszeiten konnte ich in einer Stichprobe mal 23 dieser schwarzen Vögel auf einnmal zählen!

Sogar in größeren Städten kommt die Amsel klar und lässt sich wenig stressen von Autolärm und dem ständigen Licht. Kurzum: die Amsel hat sich an die Menschheit gewöhnt und zum Teil angepasst.

Die männlichen Amseln tragen ein tiefschwarzes Federkleid, dadurch kommt ihr orange-gelber Schnabel besonders zum Vorschein. Dieser ist übrigens das Argument für die Weibchen bei der Partnerwahl. Ein kräftig leuchtender Schnabel zeigt nämlich, dass es sich um einen gesunde, fitten potentiellen Partner handelt. Und auch die Amselhähne untereinander wissen so genau, wen sie unbedingt zügig aus ihrem Revier verteidigen müssen, um keine überzeugende Konkurrenz zuzulassen! Auch ihr Gesang ist besonders in den Morgenstunden und der Dämmerung zu hören: melodisch und laut, komplex und je nach Region und Individuum lassen sich Unterschiede erkennen.
Das Weibchen ist deutlich unauffälliger im Federkleid, bräunlich und damit gut getarnt - was besonders während der Brutzeit von Bedeutung ist. Denn es ist die Amselhenne, welche die Eier ausbrütet und sich um die Jungvögel kümmert. Auch sie sind sehr territorial und verteidigen ihr Revier gegenüber anderen Weibchen und Eindringlingen.

Die Blaumeise
Die Blaumeise ist sehr vielen bekannt, denn durch ihre auffällige blau-gelbe Färbung sticht dieser kleine und flinke Vogel schnell ins Auge. Spannend finde ich an dieser Stelle die Tatsache, dass andere Vögel diese Färbung ganz anders wahrnehmen. Denn Vögel nehmen auch ultraviolettes Licht wahr und Blaumeisen können sich - im Gegensatz zu uns-  dadurch sogar klar Männchen von Weibchen unterscheiden.
Blaumeisen bewohnen verschiedene Lebensräume, darunter Wälder, Gärten, Parks und städtische Gebiete. Sie kommen oft in der Nähe menschlicher Siedlungen vor, was sie zu sehr beliebten Beobachtungsobjekten für den Vogelkunde-Einstieg macht.
Eigentlich leben Blaumeisen monogam, also mit einem Partner. Es ist aber bekannt, dass die Weibchen durchaus einem Seitensprung nicht abgeneigt sind, um so die Quote des durchgebrachtes Nachwuchs zu erhöhen. Die Weibchen legen 7-13 Eier im Durchschnitt, was sehr viel ist und einen traurigen Grund dahinter nahelegt:  tatsächlich überleben nur etwa 15% der Nachkommen das erste Lebensjahr, also etwa 1 Vogel pro Brut. Gut, dass immer mehr Menschen den Vögeln vor allem im Winter mit einem zusätzlichem Futter helfen, durchzukommen.
Blaumeisen ernähren sich überwiegend von Insekten, Samen und Beeren, im Winter freuen sie sich auch über Fettfutter und Nüsse. Meisenknödel sollten immer ohne Netz z.B. in einer metallischen  Halterung angeboten werden, damit sie nicht in die Gefahr kommen, sich mit ihren zarten Beinchen im Netz zu verheddern.
Auch Nistkästen nehmen Blaumeisen sehr gerne an, die sonst vor allem Baumhöhlen beziehen. Wichtig ist es hier immer, die Nester im Winter noch vorm Frühjahr zu entfernen und den Nistkasten zu reinigen, um den Parasitenbefall so klein wie möglich zu halten.


Der Buchfink

Der Buchfink ist besonders im Spätwinter interessant, denn er ist einer der ersten, die damit beginnen ihren berühmten "Finkenschlag" zum besten zu geben. Laut und mit einer klar erkennbaren, typischen Melodie ist er für mich ein Vogel, der jedes Jahr die erste Hoffnung auf den Frühling weckt.
Es ist aus Versuchen bekannt, das Buchfinken ihren Gesang erlernen müssen. Ohne "Input" von Außen entwickeln sie keine typische Gesangsmelodie. Früher wurden Buchfinken übrigens oft in Gefangenschaft gehalten und vermehrt, weil man ihren Gesang so sehr schätze- Es gab einen Regelrechten Wettstreit, wer den besten Sänger-Finken besäße. Zum Wohl der Vögel geschah dies natürlich nicht. Heute freuen wir uns, dass der Buchfink als einer der häufigsten Vögel Deutschlands auch so oft und beeindruckend zu hören ist.
Das Federkleid der männlichen Buchfinken ist nicht weniger beeindruckend wie ihr Gesang: ein blaugrauer Kopf, einem rosa Brustband und einer orangen Brust ist er schnell identifizierbar. Weibchen und Jungvögel sind eher bräunlich gefärbt.
Hauptsächlich fressen Buchfinken Samen, insbesondere von Gräsern und Kräutern, während der Brutzeit aber durchaus auch Insekten.
Ihre Nester aus Zweigen, Gräsern und Moos. Das Weibchen legt die Eier und brütet diese aus, während das Männchen Nahrung besorgt und sie damit füttert.

Der Feldsperling (Spatz)

 Natürlich durfte der Spatz in meiner Vogelkunde Sammlung nicht fehlen. Nun wundert sich vielleicht der/die eine oder andere, warum  ich mich für den Feldsperling entschieden habe. Kurz vorweg: es gibt mehrere Spatzen- bzw. Sperlingsarten und mit dem, was wir allgemein als "Spatz" bezeichnen ist eigentlich eher der Haussperling gemeint.  

Auf dem ersten Blick kann man die beiden Sperlinge auch kaum voneinander unterscheiden. Beim genaueren Hinsehen ist es aber ganz einfach: Der Haussperling trägt eine klar graue Kappe auf seinem Kopf, während der Feldsperling deutlich brauner ist und auch eine passend nussbraune Kappe trägt. Auch sein schwarzer eckiger Fleck auf der Wange stellt ein eindeutiges Erkennungsmerkmal dar. Interessant an dieser Stelle ist die Tatsache, dass die Weibchen beim Feldsperling gleich aussehen, die Weibchen des Haussperlings sind deutlich weniger gefärbt und dadurch zu Unterscheiden. 

 Im Verhalten unterscheiden sich die beiden wenig und beide sind durchaus in Gärten bzw. in menschlichen Siedlungsgebieten anzutreffen. Der Haussperling ist allerdings der deutlich besser angepasste "Spatz" an die dortigen Gegebenheiten und hat sich sogar soweit als Kulturfolger angeglichen, dass er sogar in Großstädten ein zu Hause findet. Jeder kennt wohl die "frechen Spatzen", die im Café schon auf die Kuchenkrümel oder Sahnehauben lauern und so gerne in Aussicht auf ein gutes Mal direkt auf den Tischen oder darunter landen. Der Feldsperling als klassischer Höhlenbrüter findet in Siedlungsgebieten weniger Brutmöglichkeiten, weswegen er eher in ländlichen Gegenden anzutreffen ist. Der Haussperling findet auch in Spalten von Gebäuden, Nistkästen, auf Dachböden, gar in Dachrinnen, in Scheunen, auf Fenstersimsen, in Hecken und Rankpflanzen Unterkunft.  

Ich wohne am Siedlungsrand umgeben von Landwirtschaft und Streuobstwiesen. Daher entdecke ich beide Arten im Garten, tatsächlich aber mehr Feldsperlinge als Haussperlinge. So fiel die Wahl auf den Feldsperling als Vertreter der quirligen Spatzen in meiner Postkartenkollektion.
Wo man beide Arten überhaupt nicht antrifft ist der Wald. Als Körnerfresser liebt der Spatz unseren Ackerbau mit reichlich Getreide. So hat der Spatz sich an den Menschen angepasst und man findet ihn nur dort, wo eben diese leben. Seinen Nachwuchs hingegen füttert der Spatz mit proteinreichen Insekten. Gebrütet wird durchaus in Kolonien von bis zu 50 Feldsperlingspaaren bestehen können. Auch Haussperlinge brüten gerne in geselliger Nachbarschaft zu ihren Artgenossen. 

Nicht selten hört man im Frühling aus nur einem Busch Duzende Spatzen gleichzeitig "plaudern".  Der Spatzengesang ist  weniger melodisch, eher ein einsilbiges Tschilpen oder Piepsen. Geübte Ohren können hierbei tatsächlich den Feld- vom Haussperling unterscheiden.

Nicht selten? Aber warte mal... ist das noch die Realität? Denn Fakt ist leider, dass Spatzen immer seltener werden. In der modernen und aufgeräumten Landwirtschaft und Architektur finden selbst die so hervorragend angepassten Haussperlinge immer weniger Nahrung und Unterschlupf. Und es wird immer weiter fleißig gebaut und saniert, Pestizide verbreitet und der Klimawandel angetrieben. Und so steht unser alter Freund, der freche Spatz, der so herrlich in Erde baden kann und uns die Krümel vom Teller mopst, leider auf der Liste der bedrohten Arten!

Die Goldammer

 "Wie, wie hab ich dich so lieb" - So der Merkspruch zum Gesang dieses wunderschön und -im Falle eines Männchens im Prachtkleid- leuchtend gelben Vogels. Die Goldammer ist besonders im Winter ein erfreulicher Farbtupfer der Natur. Bereits Ende Februar kann man die Männchen ihr Lied singen hören - und zwar jenes Lied, welches bereits  Beethoven für seine 5. Symphonie inspiriert hat. 

Die Goldammer ist wie der Spatz ein Kulturfolger und profitiert von der Landwirtschaft des Menschen und bis heute dort zu finden, wo noch eine traditionelle Landbewirtschaftung mit vielen Hecken und Sträuchern, Obstbäumen und Gehölzen etc. zu finden ist. Es ist also kein Wunder, dass diesem Vogel der Spitzname "Bauernkanari" verpasst wurde. 

Die Weibchen sind weniger auffällig gelb. Ihr Nest bauen sie in Bodennähe oder auch ganz am Boden mit nur durchschnittlich 4 Eiern pro Gelege, was dazu führt, dass die Verluste an Nesträuber recht hoch sind. Zum größten Teil trägt allerdings unsere moderne landwirtschaftliche Nutzung der Flächen trägt dazu bei, dass die Goldammer in landwirtschaftlich stark genutzten Gebieten bereits auf der roten Liste der gefährdeten Arten steht. 


Der Grünfink

Fast genauso leuchtend gelb-grün kann das Grünfink Männchen in seinem Prachtkleid in unseren Gärten erscheinen. Bei mir sind diese vorwitzigen Vögel besonders im Winter gut zu sehen, wenn sie sich an meiner Futtersäule voll mit Nüssen und Sonnenblumenkernen laben. Dann allerdings sind sie fast so unscheinbar gefärbt, wie die gräulich-grünen Weibchen. 

Ich entdecke die vegetarisch lebenden Grünfinken (die übrigens auch ihre Brut vegetarisch großziehen) hier oft in den zahlreichen Hagebutten Sträuchern in der Umgebung. Hagebutten gehören nämlich neben Sämereien, Früchten und Knospen zur besonderen Leibspeise des Grünfinks. Allgemein lieben sie dichte Hecken an Waldrändern oder Gärten, hier kann er sein Nest besonders gut verstecken.

Grünfinken sind ganz schön laute Sänger. Die Männchen geben zur Balzzeit sogar im Flug ihre Sangeskünste zum Besten. Beim Gesang können sie sehr gut mit einem Kanarienvogel mithalten!

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass auch bei den Grünfinken ein Rückgang der Population in Deutschland zu beobachten ist. Da sie zu den Vögeln gehören, die wie zuvor beschrieben gerne Futterstellen annehmen, ist es besonders wichtig, diese so oft wie möglich zu reinigen.  Ein gefährlicher Erreger mit dem kompliziertem Namen "Trichomonas gallinae" macht den Grünfinken zu schaffen. Gerade im Sommer, wenn es heiß ist, kann der Erreger lange überleben und einen Vogel nach dem anderen befallen. Wasserstellen täglich reinigen! Sind kranke oder tote Grünfinken bereits gesichtet, Fütterung sofort einstellen., damit die Tiere sich möglichst nicht mehr nahe kommen.

Der Hausrotschawanz

Auch bei den Rotschwänzen musste ich eine schwierige Wahl treffen, denn zu ihnen gehören auch wieder gleich zwei mir sehr gut bekannte Arten: der Hausrotschwanz und der Gartenrotschwanz. Beide sind mir in meinem Garten begegnet, beide sind wunderschön, wenn auch der Gartenrotschwanz etwas bunter anzusehen ist. 

Dennoch entschied ich mich für den Hausrotschwanz, verbindet mich doch ein interessantes Erlebnis mit ihm: Wie so oft konnte ich Herrn Hausrotschwanz von meinem Küchenfenster aus auf der Leine sitzend beobachten. Da lauert er doch wieder auf Insekten, die ihm praktischerweise gerne mal direkt vor den Schnabel fliegen. Ich überlegte kurz, entschloss mich dann meine "gute" Kamera zu holen, um auch als Laie vielleicht mal einen guten Schuss zu erhaschen... So öffnete ich vorsichtig eine Terrassentür "um die Ecke" und in dem Moment, als ich mich vorsichtig, nur den Kopf voran um besagte Ecke bog, war es schon geschehen. Mein Gesicht leistete dem kleinen Hausrotschwanz einen gewaltigen Widerstand bei seinem hungrigen Spontanflug. So waren wir beide geschockt und enttäuscht: Er, weil ich als Protein-Happen wohl leider etwas zu groß geraten und ich, weil definitiv kein Objektiv mehr zwischen uns gepasst hat.

Das nur als kleine Geschichte am Rande. Hausrotschwänze lassen sich aber tatsächlich oft in Wohnsiedlungen und Städten finden, auch wenn sie sich im Verhalten eher scheu und nervös zeigen. Als ehemalige Vögel des Gebirges mir Revieren in bis zu 3000 Metern Höhe, haben sie sich unsere Betonlandschaft als Kulturfolger gerne zu Eigen gemacht. Ob Felsen oder Beton, dem Hausrotschwanz ist das egal. Selbst die vielen Trümmer nach dem Zweiten Weltkrieg wurden schnell durch ihn besiedelt. Er baut sein Nest fast überall, seien es kleine Vorsprünge, Balken, Mauerritzen oder Halbhöhlenkästen, die wir ihm anbieten können.
Auch dem Hausrotschwanz machen daher die zahlreichen modernen Haussanierungen zu schaffen, die ihm wichtige Lebengrundlagen nehmen.

Hören können wir den Hausrotschwanz bereits sehr früh am Morgen, denn er gehört zu den absoluten Frühaufstehern und beginnt schon etwa 70 Minuten vor Sonnenaufgang mit seinem Lied.  Seine Gesangskunst ist allerdings selbst unter Vogelfreunden oft umstritten. Im Gegensatz zum Gartenrotschwanz klingt sein Morgenlied tatsächlich wenig melodiös und oftmals krächzend bis fauchend. 

Der Kernbeißer

Nicht nur der Name klingt außergewöhnlich, auch das äußere Erscheinungsbild lässt so manchen sich fragen, ob dieser Vogel denn wirklich einer dieser Breiten sein kann und nicht doch etwa eher in tropischen Gebieten zu verorten. Er hat einen besonders großen Schnabel, einen dafür sehr kurzen Schwanz und einen kräftigen "Stiernacken" und somit tatsächlich eine ungewöhnliche, gedrungene Körperform unter den Gartenvögeln. Auch die kräftig orange-braun-weiß-blau Federpracht des Männchens wirkt beeindruckend. Besonders das schillernd blaue Flügelband sticht hier ins Auge. Außerhalb der Brutzeit ist auch das Männchen schlichter gefärbt und ähnelt dem der Weibchen.
Tatsächlich gehört der Kernbeißer zu der Familie der Finken, wobei er die größte in Europa heimische seiner Art darstellt. 

Den gewaltigen Schnabel nutzt der Kernbeißer -wie auch sein Name schon nahelegt- zum fixieren und knacken von beispielsweise Kirschkernen und Nüssen. Zuvor erntet er mitunter ganze Bäume ab, wirft dazu die Früchte auf den Boden und widmet sich dann den Kernen , um ans Innere zu gelangen. 

Im Kontrast zu seinem auffallendem Äußeren steht sein dafür umso unauffälligerer, leiser, schwätzender Gesang, den man wirklich nur selten zu Ohren bekommt.


Der Kleiber

Der Kleiber hat mich schon fasziniert, als ich Vögel zwar als durchaus attraktive Gäste in unserem Garten wahrgenommen, aber mich noch nicht näher mit ihren unterschiedlichen Lebensweisen beschäftigt habe. Speziell fand ich es spannend zu beobachten, wie dieser so hübsch blau-orange Vogel mit seinem markanten schwarzen Augenstreifen am Stamm unserer großen Kiefer flink und ruckartig auf und ab lief: kopfüber, kopfunter.. ein interessantes, neugierig machendes Tierchen, das mit der Schwerkraft so gar nichts am Hut zu haben scheint. Ein wahrer Akrobat am Baumstamm! 

Da der Kleiber seinen langen, spitzen Schnabel geschickt zum Öffnen von Nüssen, die er in Baumrinde vorab fixiert, und auch zum Höhlenbau geschickt einsetzt, wird er nicht zu Unrecht auch als "Spechtmeise" bezeichnet. 
Aber auch sein eigentlicher Name passt genau zu dem Verhalten dieses Höhlenbrüters. Ein Kleiber ist nämlich jemand -abgeleitet aus dem Mittelhochdeutschen- der eine Lehmwand baut. Ein Handwerker also, der versteht, "Kle(i)ber" zu nutzen. Und das macht dieser geschickte Vogel nur zu gut. Hat er eine Höhle gefunden, wird sie mit allerlei Naturmaterial wie Nadeln, Rindenstückchen, Knospen etc. gefüttert und dann alles miteinander kompakt verklebt. Als Leim dient dem Kleiber feuchter Lehm oder auch mal Dung von Rindern oder Wild. So dichtet er sein Heim rundherum ab. Bei Bedarf verengt er so auch Einfluglöcher in seine Höhle oder dem Nistkasten. Ein von Kleibern genutzter Nistkasten lässt sich deswegen auch nur schwerlich öffnen. In jede Ritze hat das Kleiber Weibchen, welches die eigentliche Baumeisterin ist, ordentlich verklebt.


Die Kohlmeise

Die Kohlmeise ist wohl einer der Vögel, die wir alle kennen. Sie ist recht groß, sehr zutraulich, mit ihrem auffällig leuchten gelben Bauch, moosgrünem Mantel, sowie markant schwarzem Kopf und Augenstreifen. Diese Meise gehört zu den häufigsten Gästen an unseren Futterhäusern. Auch sonst kommt sie bei ihrer Suche nach Insekten und Spinnen Wohnhäusern sehr nah. Bei mir besuchen sie regelmäßig die Terrasse auf der Suche nach Fressbarem und ich freue mich, dass es sich lohnt dort nicht allzu sehr auf "Reinlichkeit" zu bestehen. Ganz im Sinne der Meisen... die erledigen für mich gerne die Ecken- und Nischenpflege.

Nistkästen nimmt sie als Höhlenbrüter sehr gerne an. Diese polstert sie am liebsten mit flauschigem Material wie Moos oder Tierhaaren aus. Als ich noch Kaninchen hatte, die tagsüber in freier Gartenhaltung lebten, konnte ich beobachten, wie eine Meise eines meiner Kaninchen, welches gerade bei war sein Winterfell abzulegen, verfolgte. Sie hopste dem etwas beschwerlichen Langohr eifrig hinterher und piekte sich immer wieder einen kleinen Büschel von dem abstehendem Kaninchenflausch, um dann damit zurück in den Nistkasten zu fliegen. Ich hatte den Eindruck, mein Kaninchen nahm diesen Service durchaus gerne an. Seitdem legte ich regelmäßig Kaninchenfellbüschel in kleinen Mengen (!)  im Garten parat. Übrigens: Hunde- und Katzenhaare sollten Vögeln nicht angeboten werden, diese sind zu lang und fest, der Nachwuchs kann sich darin verheddern, sich gefährlich Einschnüren oder gar daran ersticken.


Das Rotkehlchen

Ein so hübsches Vögelchen. Aber mit zwei Gesichtern. So mag ich es mal stark vereinfacht formulieren. Das Rotkehlchen erfreut die meisten Menschen sehr mit seiner Anwesenheit. Durch seine orangefarbene Brust ist es schnell zu erkennen und wohl jeder liebt den teils als "wehmütig" beschriebenen Gesang, der sogar teilweise noch im Herbst und Winter - manchmal auch nachts!- durch Gärten, Parks und Wälder klingt.
Gleichzeitig kann man es sehr oft schimpfen und meckern hören, befindet es sich doch als außerhalb der Brutzeit sehr revierverteidigender Einzelgänger doch schnell mal in Streitsituationen.

Wer einen Garten hat, hegt und pflegt - genauer gesagt gräbt und pflügt - wird das Rotkehlchen schnell an seiner Seite wissen. Schlau wie sie sind, wissen sie, dass durch das Umwälzen der Erde reichlich Leckerbissen in Form von Insekten und Würmern in Aussicht sind. Auch bei pflügenden Wildschweinen genießen Rotkehlchen das so eröffnete Buffet.
Mit der Aussicht auf Futter, können Rotkehlchen zu sehr zahmen Vögeln werden, die mit sehr viel Geduld und Zeit sogar in der geöffneten Hand landen, um dort Sonnenblumenkerne zu erhaschen.

Wir können Rotkehlchen als Teilzieher das ganze Jahr beobachten, auch wenn quasi ein Austausch der Individuen stattfindet. Die Rotkehlchen, die wir im Sommer sehen, sind andere, als die, die uns im Winter begegnen. Die Tiere in nördlichen Breiten ziehen in die wärmeren  Regionen Mitteleuropas zu uns, während "unsere" Rotkehlchen  wandern weiter Richtung Südwesten



Die Schwanzmeise

 Wie kleine Schneebälle mit Augen und schwarzem Schwanz.  Zartes Rosa lässt sich meist noch im Bauchgefieder entdecken.  Die Schwanzmeise ist ein sehr kleiner und überaus possierlicher Sperlingsvogel. Es ist ein vergnügen sie zu beoabchten, denn als sehr quirliger und lebendiger Vogel zeigt sie eine applauswürdige Zweig-Akrobatik. Ihr im Verhältnis zum kleinen, runden Körper gesehener überdimensionierter Schwanz dient dabei als Balancierstab, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Oftmals sind sie in ganzen Trupps unterwegs, ein munteres Hüpfen und manchmal auch Kopfüber-baumeln in den Ästen! 
Ich kenne niemanden, der nicht vom niedlichen Erscheinungsbild der Schwanzmeisen angetan ist. Sie haben einen sehr kugeligen Körperbau, ihr Federkleid wirkt gerade im Winter oft sehr fluffig.
Eine Vielzahl an Unterarten lassen sich in ganz Europa finden, zu Unterscheiden vor allem an der Färbung des Kopfes, was aber selbst für Experten manchmal nicht so einfach ist. Für meine Postkarte habe ich die "Schneeball" ... pardon... Typ CC Unterart gewählt, mit reinweißem Kopf, scharfer Abgrenzung zum schwarzen Nacken, ohne Brustband, rosa Flanken und weißem Bauch. Diese kommen dann meist im Winter aus dem Norden/Nordosten zu uns, um hier Nahrung zu finden. 

Schwanzmeisen fressen überwiegend Insekten und Spinnen, Eier und Larven. An meinen Futterstellen im Garten konnte ich bisher nur ein einziges Mal einige Schwanzmeisen entdecken, die sich am Fettfutter labten. Und kaum hatte ich diese unsteten Vögelchen gesehen, waren sie auch schon wieder fort - auf ihrer permanenten Weiterreise. 


 Der Star

Im Frühjahr liege ich quasi schon auf der Lauer nach diesen interessanten Vögeln mit ihrem ganz besonderen, so herrlich glänzenden Gefieder. Meist ist es nämlich so, dass sie zum Ende des Winters hin erst mal einen Späher schicken, um zu erkunden, ob das Zielgebiet auch ausreichend Nahrung und Nistmöglichkeiten bietet. Und dann kommen sie. Unüberhörbar und auch in optisch durchaus beeindruckenden Schwärmen. 

 Ich freue mich jedes Mal, wenn die Stare mit ihrem Stimmen-Reichtum in meinem Garten unterwegs sind. Sie sind äußerst gesellige und friedliche Vögel. Optisch schnell mal mit den ähnlich großen und schwarzen Amselmännchen zu verwechseln, aber ohne diese wilden und wütenden Jagereien untereinander. Stare besetzten kein Brutrevier. Ob sie brüten oder nicht hängt einzig davon ab, ob eine geeignete Bruthöhle gefunden wird. Und da sind wir auch schon wieder beim Problem. 

Stare gehörten einst zu den häufigsten Brutvögeln der Kulturlandschaft, denn sie waren in der Landwirtschaft besonders gern gesehene als nützliche Gäste. Schließlich verspeisten sie reichlich Insekten und wurden sogar mit dem gezielten Aufstellen von Nistkästen (auch Starenkästen genannt - also nicht solche, die Raser auf vier Rädern knipsten, bevor es diese modernen Foto-Säulen gab) angelockt. Heute - in Zeiten von Insektenmangel - werden sie durch ihren Auftritt als Schwarm eher als Heuschrecken ähnliche ""Räuber" von Trauben und Obst gefürchtet. Und so wurden ausgerechnet dieser friedlichen Vögel massiv durch den Menschen bekämpft. Selbst zu Dynamit wurde gegriffen. Tatsächlich stehen Stare heute auf der roten Liste der bedrohten Arten. Was allerdings eher Folge des allgemeinen Artenschwunds durch den Strukturwandel der Kulturlandschaften begründet liegt.

Immerhin aber haben wir aufgehört, Stare zu jagen, um ihr Fleisch zu essen. Dies war tatsächlich bis ins 19. Jahrhundert nicht unüblich. Star-Rezepte finden sich reichlich und es ist belegt, dass Nisthilfen nur zum Zwecke der Jagt zur Verköstigung aufgestellt wurden.

Während der Balzzeit fehlen dem hübschen Star übrigens meist seine markanten weißen Flecken im Gefieder. Nun schimmert er überwiegend Schwarz glänzend und das schimmernde Grün, Violett bis Purpur kommt besonders zur Geltung. Die weißen Federspitzen verschwinden durch Abnutzung.

Besonders am Star mag ich seinen außergewöhnlichen Gesang aus einem großem Repatoire von Pfeif-, Schnalz-, Zisch und Rätschlauten. Es scheint nur so aus ihm heraus zu sprudeln und so manches Mal kann man auch andere Tierstimmen oder Geräusche der Umgebung, die er akustisch aufgeschnappt hat, wieder erkennen. "Spotten" nennt sich diese Fähigkeit, in der der Star ein echter "Star" unter den Wildvögeln ist. 

Der Stieglitz (Distelfink)

Dieser bunte Vogel kam vor einigen Jahren erst in meinen Garten, nachdem ich entschlossen hatte, meine Rasenfläche "aufzugeben" und eine Wiese wachsen zu lassen. Seitdem steht regelmäßig alles knie- bis hüfthoch zwischen den großen Bäumen. Und das mag der Stieglitz sehr. 

Sein zweiter Name, unter dem er hier in Deutschland auch bekannt ist, verrät uns auch warum: Distelfink. Nun ist also klar, der Stieglitz gehört zum einen zur Familie der Finken und zum Anderen scheint er wohl auch ein Fabel für Disteln zu haben. Was ich definitiv bestätigen kann, wachsen diese nämlich zahlreich in meiner sich stets entwickelnden Wiese. Er ernährt sich demnach von reifen und unreifen Sämereien von Wiesenpflanzen, Stauden und Bäumen. So ist der Stieglitz auch einer der Vögel, der uns freundlich darum bittet, unseren Garten bitte nicht immer sofort "ordentlich" zu machen, findet er doch noch Nahrung an alten Zweiglein und Stängeln :) Und es ist so herrlich zu beobachten, wie er an der Wiese entlang hopst um dann einen Stängel seiner Wahl von unten anzufliegen. Darauf gelandet kann er akrobatisch auch mal kopfüber an seine Nahrung gelangen. Durch sein Nahrungsverhalten hat der Stieglitz eine wichtige Funktion im Ökosystem: er trägt zur Ausbreitung von diversen Pflanzenarten bei.

Er gehört auch zu den häufigsten Vögeln an meiner großen Futtersäule, die ich nicht nur mit Erdnussbruch, sondern auch mit Sonnenblumenkernen fülle. Ein Festmahl für Finken aller Art. Es brechen regelmäßig akrobatische Kämpfe um den letzten Landeplatz dort aus. 

Während der Balzzeit versuchen die Stieglitz-Männchen in ihrem farbenfrohen Prachtkleid nicht nur mit eben diesem die Weibchen für sich zu gewinnen. Auch Gesang und Körperhaltung sind von großer Bedeutung bei der Partnerwahl. Sie spreizen auch gerne ihre Flügel etwas aus, um die Weibchen mit einer besonders groß wirkenden, gelben Flügelbinde zu imponieren.

Bei erfolgreicher Brut kümmern sich beide Eltern um die Versorgung des Nachwuchs. Trotz all der Fürsorge überleben sehr viele das gefährliche erste Lebensjahr nicht.

Das Wintergoldhähnchen

 Gleich vorweg muss ich gestehen, dass ich dieses außerordentlich süße Vögelchen noch nie persönlich beobachten durfte. Allerdings wird es mir immer wieder als Wunschmotiv für meine Zeichnungen und Malerein von Vogelfreund*innen genannt. Somit durfte es in meiner kleinen Vogelkunde-Sammlung definitiv nicht fehlen. Diesen kugelrunden, zarten und drollig anmutenden Vogel mit seinen großen Knopfaugen und dem leuchtend gelben Scheitel schließt (ebenso wie seinen Verwandten das Sommergoldhähnchen!) wohl jeder schnell in sein Herz. Der farbenfrohe Scheitel verschafft diesem goldigen Vogel übrigens  sein "Hähnchen", erinnert dieser doch an einen "Hahnenkamm". 
 Das Sommergoldhähnchen könnt ihr übrigens vor allem anhand seines  schwarzen Augenstreifen vom Wintergoldhähnchen unterscheiden - dadurch fallen die Knopfaugen nicht so sehr auf.

Das Wintergoldhähnchen gehört zu den kleinsten Vögeln in Europa - es ist mit seinen durchschnittlich 9cm Körperlänge sogar kleiner als der Zaunkönig! 

Finden könnt ihr das Wintergoldhähnchen überwiegend in Nadel- und Mischwäldern, wo es bevorzugt Fichten rauf und runter nach Insekten und Spinnen absucht. Allerdings meist weit oben in den Baumwipfeln. Auch wenn es so klein und oft hoch oben ist, habt ihr vor allem eben im Winter eher die Chance, es zu sehen als zu hören. Der Gesang ist wirklich sehr hoch und für viele Menschen kaum bis gar nicht hörbar. 
Wintergoldhähnchen bleiben als Standvogel das ganze Jahr über bei uns.

Im Lateinischen wird das Wintergoldhähnchen mit "Regulus regulus" beschrieben.  Regulus bedeutet so etwas wie "kleiner König", was euch jetzt vielleicht genau so verwundert zurück lässt, wie mich. Denn als "König" kennen wir ja einen anderen Vogel. Richtig, den Zaunkönig.  Nun ist es wohl so, dass es dabei um die Auslegung der Legende rund um die Bestimmung des Königs der Vögel geht. Und man ist sich wohl nicht ganz einig, ob es nun der Zaunkönig war, oder doch eher  das Wintergoldhähnchen. Mehr dazu lest ihr jetzt bei ersterem in seiner Vorstellung.


Der Zaunkönig

Unser König der Vögel. Zumindest wenn es nach einer alten Legende geht, welche dem Zaunkönig seinen Namen verdanken soll. 

So haben die Vögel einst ihren König bestimmen wollen und sich darauf geeinigt, dass derjenige ihr Herrscher sein werde, der am höchsten fliegen könne. Durch eine clevere List gelang es einen winzig kleinen Vogel, selbst den großen, starken Adler auszutricksen. Er versteckte sich auf dessen Rücken und als der Adler so hoch in die Lüfte flog, wie er konnte, flog der kleinste aller Vögel los und noch ein Stück höher als der Adler. Und dieser kleine Vogel soll der Zaunkönig gewesen sein. Oder vielleicht doch das Wintergoldhähnchen? Denn der kleinste Vogel ist der Zaunkönig trotz seien zarten 9-10cm tatsächlich nicht ganz.

Genau werden wir es nie klären können. Aber erfreuen am charmanten Gesang unseres kleinen Königs dürfen wir uns - ganz egal, ob es nun er war, der am höchsten Flog. Der kleine Piepser ist nämlich richtig laut. Bis zu 90 Dezibel wurden gemessen. Beim Vortrag seiner Sangeskünste präsentiert sich der Zaunkönig gerne auf einem offenen Ast - oder eben auch Zaunpfahl, was den ersten Teil seines Namens erklärt.  Außerdem gehört der Zaunkönig zu den wenigen Vögeln, die uns auch im Winter mit ihrem Gesang entzücken und uns freuen lässt, wie Schneekönige (was die niederländische Bezeichnung für unseren Zaunkönig ist).

Sein Erscheinungsbild mit seinem stets aufrecht gestellten Schwanz ist in jedem Fall königlich. Ich mag die Musterung seines braunen Gefieders sehr. 

Der Zaunkönig gehört auch zu den Königen der Nestbauer. Aus Moos, Laub, Gras und kleinen Zweigen baut er eifrig eine aufwändige, geschlossene Kugel als Bruthöhle in Bodennähe nach der anderen. Dabei wählt er auch schon mal ungewöhnliche Orte, die sich gerade in menschlichen Siedlungen anbieten: Geräteschuppen, Stiefel, Fahrradsattel und Ähnliches wurden schon von ihm genutzt. Diese Höhlen präsentiert er dann mit nun eher leisem Gesang seinen potentiellen Partnerinnen. Diese schaut sich die Bauten sehr genau an , stimmt es dann zu erfolgt die Paarung. Der Zaunkönig ist hier nicht wirklich monogam. Er baut viele Höhlen und nicht selten kann er mehrere Weibchen gleichzeitig zum Einzug -trotz Nachbarschaft- überreden. Die Weibchen versorgen dann den Nachwuchs als Alleinerziehende - kein Wunder, das Männchen wäre mit den 3-4 Familien gleichzeitig auch wohl schnell überfordert. 

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